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4.7. Zusammenfassung und Ergebnisse
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Zeitungs- und Zeitschriftenanalyse befindet sich in Anlage VI im Anhang. Deswegen sollen hier nur noch die auffallendsten Ergebnisse formuliert werden.
Ein erstaunliches Ergebnis ist fraglos die unterschiedliche Quantität der Berichterstattung. Dass die „Bild“ wenig politische Themen verarbeitete, ist bekannt, aber dass z.B. die „ZEIT“ sich dem anschloss, erzeugt Überraschung. Diese dürftige Berichterstattung kann aber nicht über den Umstand hinwegtäuschen, dass auch die anderen Zeitungen sich zumindest um eine starke inhaltliche Darstellung nicht verdient gemacht haben, sondern sich nur oft oberflächlich z.B. über die Rahmenbedingungen der Unterzeichnung in Rom äußerten. Nur wenige Redakteure schienen es für nötig zu halten, die Bürger über das Kommende detailliert zu informieren. Was hier fehlte, waren Informationen, die das Leben der Bürger betrafen. Es war unumgänglich, dass z.B. von dem Ziel der Steigerung des Lebensstandards berichtet wurde, doch was hatte dies nun exakt für den einzelnen Bürger zu bedeuten, was konnte er erwarten, was musste er befürchten?
Der Versuch der Zeitungen, sich um Multiperspektivität und Kontroversität zu bemühen zeugt von verantwortungsvollem Journalismus. Die Argumentation des „SPIEGELS“ gegen den Gemeinsamen Markt fällt demgegenüber auf. Trotzdem muss man feststellen, dass „Der Spiegel“ auch umfangreich berichtete.
Insgesamt ist das Ergebnis der quantitativen Analyse enttäuschend. Die EWG, die damals ein außergewöhnliches Vorhaben war, war in den Zeitungen und Zeitschriften zu den bedeutendsten Momenten eher spärlich vertreten. Nun lässt sich einwenden, dass die Menschen eben zu anderer Zeit informiert wurden oder dass sie ihre Informationen durch andere Medien (z.B. das Radio) bekamen. Der erste Punkt ist m.E. unwahrscheinlich, da es keine besseren Zeiten gibt, über ein Thema zu informieren, als aktuelle Anlässe, eben wie z.B. Vertragsabschlüsse oder Ratifizierungen. Der zweite Punkt ist vermutlich ebenso unwahrscheinlich, denn warum sollte das Radio Europa-Beiträge senden, die Zeitungen aber dies verschweigen?
Folgende These wird aus den Ergebnissen dieser Analyse formuliert: ‚Die deutsche Öffentlichkeit war Ende der 60er Jahre über Europa und die EWG äußerst wenig informiert. Dies zeigte sich in der Art der Berichterstattung in den Printmedien, die das Thema Europa nicht als Punkt 1 auf die Tagesordnung setzten.’ Diese These soll nun empirischen Erhebungen gegenüber gestellt werden.
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