Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ erschien 1955 in einer Auflagenhöhe von 119.025 und 1960 schon von 258.554 Exemplaren in der gesamten Bundesrepublik und im Ausland.[64] Sie galt als Börsenpflichtblatt und hatte (wie heute) eine stark wirtschafts-politische Ausrichtung.
Schon der Aufmacher der ersten Seite vom 26. März 1957 wies den Leser auf die Ereignisse in Rom hin.[65] Die Ziele des Gemeinsamen Marktes (Niederreißung der Zoll- und Wirtschaftsschranken, friedliche Nutzung der Atomenergie, schnelle Erhöhung des Wohlstands) wurden kurz beschrieben und auf das Ambiente während der Unterzeichnung eingegangen.
In der Ausgabe vom 6. Juli 1957 wurde die Ratifizierung im Bundestag in den Nachrichten auf Seite 1 und in der Fortsetzung auf Seite 4 angesprochen.[66] Die Zustimmung sei durch eine breite Mehrheit getragen worden. Neben positiven Stimmen zu dem europäischen Vertragswerk waren aber auch Misstöne zu vernehmen. So wurde von der Deutschen Partei bemängelt, das Europäische Parlament habe zu wenig Befugnisse und der Euratom-Vertrag sei dirigistisch und diskriminierend. Schärfere Vorwürfe formulierten die Freien Demokraten und der Gesamtdeutsche Block, die beide gegen die Ratifizierung stimmten. Sie mahnten die Spaltung des europäischen Marktes an und glaubten nicht an einen gesamteuropäischen Zusammenschluss, der die osteuropäischen Staaten mit einschließen würde. Außerdem würde die deutsche Teilung durch die Zollgrenze zwischen den deutschen Staaten zementiert.
Die erste Aufgabe des neuen Jahres 1958 wies nur noch eine kurze Nachricht über das jetzige Inkrafttreten des Gemeinsamen Marktes auf.[67]
Im Vergleich zu anderen Zeitungen wurden die „FAZ“-Leser verhältnismäßig gut über die EWG informiert. Sogar die Kontroverse über den Gemeinsamen Markt wurde erwähnt. Allerdings war auch in dieser Zeitung die EWG kein eigenes Thema, und über die institutionellen Rahmenbedingungen wurde nichts gesagt.
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[64] Für das Jahr 1960 wurde erstmals der Rezensentenkreis erhoben. Demnach bezogen Wirtschaftskreise zu 30,95%, Beamte u. Angestellte zu 23.09%, Freie Berufe zu 16,44% und Sonstige zu 29,52% die FAZ.
[65] Vgl. „Feierliche Unterzeichnung der Verträge in Rom, Abschluß auf dem Kapitol nach fast zweijährigen Verhandlungen“ in: FAZ vom 26.3.1957, Nr. 72, S. 1, 4.
[66] Vgl. „Breite Mehrheit für die Europa-Verträge, Die Sozialdemokraten stimmten mit der Regierungskoalition / Freie Demokraten und Block dagegen“ in: FAZ vom , 6.7.1957, Nr. 153, S. 1,4.
[67] Vgl. „Jetzt gemeinsamer Markt“, in: FAZ vom 2.1.1958, Nr. 1, S. 1.